Kleiner Wasserfrosch

(Rana lessonae, neu: Pelophylax lessonae) auch: Tümpelfrosch

[ Merkmale | Verwechslungsarten | Kaulquappen | Laich | Lebensweise und Lebensraum | Verbreitung | Gefährdung/Schutz | Literatur ]

Steckbrief:


Kleiner Wasserfrosch Männchen

Grösse:
m: 4.5-5.5 cm, w: 5 bis 7 cm
Merkmale:
m: Rückenfärbung zur Paarungszeit gelbgrün und ungefleckt, ausserhalb Paarungszeit sowie bei w. bräunlicher und sehr variabel, häufig mit braunen Flecken. Bauchseite meist rein weiss. Fersenhöcker gross, hochgewölbt (Länge der 1. (kürzesten) Zehe / Fersenhöcker <2)
Stimme:
Sehr vielgestaltig, von Quaken bis Knurren.
Play: Rufe Kleiner Wasserfrosch
Nahrung:
Insekten, Würmer
Fortpflanzung:
Laicht in Sümpfen, Mooren, Gräben, Weihern, Tümpeln im Mai bis Juni
Sommer:
Im Gewässer oder in unmittelbarer Nähe
Überwinterung:
Im Schlamm des Gewässers oder seltener an Land
Laich
Kleine, bis mittelgrosse Ballen, bis zu 1000 Eier, an Wasserpflanzen geheftet. Eier oben bräunlich, an Unterseite gelblich.
Larven:
Graugrün gefärbt, Bauchunterseite goldig bis kupferrot glänzend ungefleckt, bis 8 cm gross , zweitgrösste einheimische Amphibienlarve.
(von anderen Grünfröschen nicht zu unterscheiden)
Verbreitung:
Ganze Schweiz unterhalb 1000m
Verwechslung:
Mit anderen Grünfröschen, insbesondere Teichfrosch oder jungem Seefrosch. Diese jedoch grünlichere Färbung
Kalender:

Aktivitäts-Phasen Alpenkammmolch  (Erklärung)

Erklärung zu Kalender

1 2 3 Monate
  Winterruhe
  Aktivität ausserhalb Laichzeit
  Laichzeit
  Landpaarungszeit
Gefährdung:
CH: potentiell gefährdet (NT), D: Gefährdung anzunehmen, aber Status unbekannt (G), AT: stark gefährdet (2)

Merkmale, Charakteristik

Der Kleine Wasserfrosch ist mit einer Körperlänge von 4.5-5.5 cm (Männchen) bzw. 5 bis 7 cm (Weibchen) unsere kleinste Grünfroschart. Die Färbung reicht von grasgrün bis grün-braun. Sie variiert je nach Jahreszeit. Im Frühjahr sind die Wasserfrösche eher bräunlich gefärbt. Damit passen sie sich optimal an die noch braune Umgebung an. Bei wärmerem Wetter (und damit verbundener erhöhter Aktivität) werden sie wesentlich grüner, um im Gras nicht aufzufallen. Der Farbwechsel kann recht prägnant sein, darf aber nicht mit einem Chamäleon verglichen werden. Die Umfärbung dauert beim Frosch wesentlich länger (Tage). Die untenstehenden Bilder zeigen denselben Frosch im März und im April.

Der selbe Frosch im März und April. Wasserfrösche ändern ihre Farbe in Abhängigkeit der Temperatur von dunklem braun bis knalligem grün. 

Die Zeichnung von Grünfröschen ist für jedes Individuum charakteristisch und bleibt zeitlebens dieselbe. Dadurch kann eine eindeutige Identifizierung des einzelnen Tiers erfolgen. Sie ist bereits nach der Metamorphose ausgebildet.


Wasserfrosch Männchen besitzen zwei seitliche Schallblasen

Die Männchen der Kleinen Wasserfrösche besitzen wie die anderen Grünfrösche zwei seitlich ausstülpbare Schallblasen. Diese sind im Gegensatz zu den anderen Arten jedoch weiss. Die Stimme besteht aus schrillen ca. 2 Sekunden dauernden Lautfolgen. Manchmal sind auch knurrende Laute zu vernehmen. Weibchen besitzen keine Schallblasen und sind daher meist stumm. Sie können höchstens leise Quietsch und Grunzlaute von sich geben. Meist geschieht dies wenn sie sich gegen aufdringliche Männchen zur Weh setzen wollen. Es wurde von mir aber auch schon beobachtet, dass sich Weibchen um ihr Revier streiten und dabei Grunzlaute ausstossen. Dies geschieht jedoch weitaus seltener als bei den Männchen.

Von den anderen Grünfroschformen lässt er sich am leichtesten an der meist rein weissen Kehle unterscheiden. Dies ist ein relativ einfaches Unterschidungskriterium, leider aber wenig sicher. (Teichfrösche können manchmal auch weisse Kehlen haben und die des Kleinen Wasserfrosch kann teilweise auch Flecken aufweisen). Viel sicherer aber auch wesentlich schwieriger ist der Vergleich der Fersenhöcker. Sein Fersenhöcker ist gross und hochgewölbt rundlich. Der Quotient aus Länge der ersten Zehe zum Fersenhöcker ist kleiner als 2. Die Beine des kleinen Wasserfroschs sind etwas kürzer und dunkler gefärbt als die vom Teichfrosch, der meist rein grüne Ober- und Unterschenkel aufweist. Charakteristisch für den Kl. Wasserfrosch ist die gelbe Färbung der Hinterseite der Oberschenkel. Er besitzt wie der Teichfrosch seitliche Rückendrüsenleisten die meist rötlich oder bräunlich gefärbt sind. Während der Paarungszeit erscheinen die Männchen "gummiartig". Dies ist auf eine Ansammlung von Lymphflüssigkeit zurückzuführen.

Allgemein ist eine Unterscheidung zwischen den Grünfröschen ziemlich schwierig und erfordert einiges an Erfahrung.

Weitere Bilder vom Kleinen Wasserfrosch in der Bildergalerie

Verwechslungsarten

Art
Unterscheidungsmerkmale
  • Fersenhöcker höchster Punkt in Richtung Zehenspitze
  • Hinterseite der Oberschenkel meist weisslich
  • Iris goldgelb mit dunklerer Pigmentierung
  • Männchen mit paariger gräulicher Schallblase
  • keine zitronengelben Färbungen
  • Längere Beine
  • Kehle meist gefleckt
  • Fersenhöcker klein: Länge der ersten Zehe/Fersenhöcker > 2.5
  • Fersengelenk erreicht mindestens das Auge
  • Erwachsene bis 14 cm Kopf-Rumpf Länge
  • Männchen mit dunkler Schallblase
  • Unregelmässige Form der Rückenflecken
  • Hinterseite der Oberschenkel meist weisslich grau gefleckt, selten gelb
Braunfrösche
  • Nie grüne Elemente
  • Dunkler Schläfenfleck

Kaulquappen

Die Kaulquappen des Kleinen Wasserfroschs, Teichfroschs und Seefroschs sind nicht unterscheidbar, darum werden sie hier gemeinsam behandelt.


Entwicklung der Kaulquappen der Wasserfrösche

Grösse (ausgew.)
5-9 cm, zweitgrösste einheimische Amphibienlarve
Färbung
Oberseite: Grau-braun fleckig, vor der Metamorphose auch grünlich gefleckt.
Unterseite: Bauch anfangs weiss bis hellgelb, später auch goldig bis kupferrot glänzend, ungefleckt
Schwanz
Flossensaum schwarz gefleckt, Schwanzende stumpf
Merkmale
Auffallend ist der goldig bis kupferrot glänzende Bauch, Augen nicht randständig
Nahrung
Algen, später auch einzelne Wasserpflanzen, wässrige Früchte
Vorkommen
Mai, Juni bis September / Metamorphose: August, September (Oktober)

Laich


Laichballen

Art
Ballen
Grösse Ballen
Klein bis mittelgross (2-10 cm Durchmesser), bis zu 1000 Eier, mehrere Ballen pro Weibchen
Ort
An Wasserpflanzen geheftet, meist in pflanzenreichen stehenden Tümpeln. Sonnige Standorte werden bevorzugt.
Eier
Oben bräunlich, an Unterseite gelblich, Kern ca. 1mm, mit Gallerte 6-8mm
Vorkommen
Ende April bis Mitte Juni

Lebensweise und Lebensraum

Kleiner, vegetationsreicher Tümpel als Lebensraum des Kleinen Wasserfroschs
Typischer Lebensraum des Kleinen Wasserfroschs sind kleinere, sonnige Tümpel mit viel Vegetation (an der Reuss bei Mellingen)

Das Verhalten und der Lebensraum der Kleinen Wasserfrösche und Teichfrösche (die beiden Arten werden auch einfach als Wasserfrösche bezeichnet) ist sehr ähnlich. Daher sind beide Arten auch meist zusammen anzutreffen. Sie werden in diesem Abschnitt gemeinsam behandelt.

Die Wasserfrösche sind die einzigen einheimischen Amphibien die mehr oder weniger das ganze Jahr über am Wasser anzutreffen sind. Das Laichgewässer und der Sommerlebensraum sind oftmals identisch. Dabei werden permanent Wasser führende Stillgewässer bevorzugt. Dort baden die Wasserfrösche am Uferrand, im seichten Wasser oder auf Wasserpflanzen wie etwa Seerosenblättern sitzend in der Sonne. Von dort retten sie sich bei Gefahr mit einem grossen Sprung ins Wasser. Der Besonnung der Gewässer kommt eine zentrale Bedeutung zu. Schattige Gewässer werden gemieden. Trotzdem ziehen sich an heissen Sommertagen die Wasserfrösche in beschattete Partien der Gewässer zurück. Der Teichfrosch bevorzugt etwas grössere Gewässer als der Kleine Wasserfrosch. Letzterer ist auch mit kleinen Teichen von 1-5m2 Grösse zufrieden, die meist auch sehr vegetationsreich und nährstoffarm sind (oft auch Moorweiher), während der Teichfrosch eher nährstoffreichen Teichen ab 3-5m2 oder grösser den Vorzug gibt. Jungtiere beider Arten sind oft an Miniteichen von vielleicht 30 cm Durchmesser anzutreffen oder mindestens in reich strukturierten Teilen der grösseren Gewässer. Sie versuchen dadurch den manchmal kannibalischen Eltern auszuweichen. Diese vergreifen sich oft an den Nachkommen wenn Nahrungsmangel herrscht. Grüne Exemplare haben aber offenbar bessere Chancen davonzukommen als dunkle.

Manchmal unternehmen die Wasserfrösche auch längere Landgänge und können mehrere Tage oder Wochen sich fernab vom Wasser aufhalten. Besonders während der Paarungszeit werden auch hin und wieder die Aufenthaltsgewässer gewechselt. Männchen versammeln sich zu teilweise grösseren Rufgemeinschaften in einem Gewässer oder einem Teil davon bei grösseren Weihern. Das laute Quaken lockt derweil weitere Männchen an. Paarungsbereite Weibchen begeben sich ebenfalls in die Nähe der Männchen, wo sie sogleich vom Männchen umklammert werden. Oft streiten sich auch mehrere Männchen um ein Weibchen. Nach der Paarung entfernt sich das Weibchen wieder von den Männchen. Um den liebeslustigen Männchen aus dem Weg zu gehen, wandern die nicht paarungsbereiten Weibchen in ein ruhigeres Gewässer ab oder halten sich zumindest still in einer versteckten Ecke des Rufgewässers.

Bei den ersten Temperaturen über 20°C beginnen sie mit ihrem Quakkonzert. Erst noch verhalten und nur selten, bei längerer oder grösserer Wärme wird das Gequake lauter und häufiger. Bei grösseren Rufgemeinschaften kann das Quakkonzert den ganzen Tag über ununterbrochen andauern. Die typischen sommerlichen Froschkonzerte stammen vorwiegend von den Grünfroscharten. Die Stimme erzeugen die Grünfrösche, indem sie Luft in ihre zwei seitlichen Schallblasen einpressen. Diese dienen als Resonanzkörper und verstärken so ihre Stimme. Das Quaken des Teichfroschs ist ein Stück lauter als das des Kleinen Wasserfroschs.

Bald nachdem das Froschkonzert begonnen hat, beginnt die Paarungszeit. Sie erstreckt sich von ende April bis in den Juni hinein. Dabei legen die Grünfrösche mehrere kleine Ballen (je rund 500 Eier), die sie an Wasserpflanzen anheften. Die Kaulquappen entwickeln sich binnen 2-3 Monaten zu Jungfröschen heran. Die Entwicklungszeit ist stark von der Witterung abhängig und wird mit tieferen Temperaturen verlängert. Einzelne Kaulquappen können auch im Wasser überwintern und verwandeln sich erst im folgenden Frühjahr zu landlebenden Tieren.


Video: Im April/Mai paaren sich die Wasserfrösche. Ein Weibchen legt mehrere Ballen mit bis zu 500 Eiern.

Die Männchen rufen nicht nur um die Gunst der Weibchen, sondern auch um ihr Revier zu verteidigen. Häufig haben Wasserfrosch Männchen genau definierte Plätze, die sie gegen Eindringlinge verteidigen. Dabei können zwischen Männchen auch lautstarke Kämpfe auftreten, wo sie sich gegenseitig versuchen unter Wasser zu drücken, indem das eine Männchen auf den Rücken des anderen springt. Fälschlicherweise wird dieses Verhalten oft als Fehlpaarung zwischen Männchen bezeichnet. Mit Paarung hat das aber nichts zu tun. Ausserhalb der Paarungszeit sind solche Revierkämpfe seltener und die Frösche vertragen sich besser. Weibchen und Jungtiere sind allgemein geselliger. Oft sieht man diese dicht aneinander oder sogar zu einem Haufen aufgetürmt ruhig übereinander sitzen.

Die Wärme hat unmittelbaren Einfluss auf die Aktivität der Grünfrösche. Bei kälterer Witterung sitzen sie meist passiv herum, oft mehrere Stunden ohne sich zu rühren. Wird es wärmer, werden sie aktiver und schwimmen oder hüpfen vermehrt herum. Auch werden sie viel zutraulicher. Bei kühler Witterung plumpsen selbst "halb-zahme" (Gartenteich) Frösche bei Annäherung ins Wasser, während man bei hohen Temperaturen aufpassen muss, nicht auf sie zu treten. Sie lassen sich durch die Anwesenheit nicht stören und quaken, hüpfen und schwimmen munter herum.

Den Winter verbringen die Teichfrösche teilweise in frostsicheren Verstecken an Land und teilweise am Gewässerboden während die Kleinen Wasserfrösche mehrheitlich an Land überwintern. 

Die Nahrung der Wasserfrösche besteht hauptsächlich aus Insekten, die im Flug erwischt werden. Oft stehen aber auch Regenwürmer, Nacktschnecken oder gar kleinere Amphibien auf dem Speisezettel. Manchmal werden sogar kleinere Häuschenschnecken mitsamt Häuschen verschlungen.

Verbreitung (Kleiner Wasserfrosch und Teichfrosch)

copyright KARCH September 2002, Kartengrundlage GEOSTAT (BFS) BLT

CH: Vor allem entlang der Flüsse verbreitet, bis in die tieferen Regionen der Alpentäler. In den tieferen Lagen der Nordostschweiz flächendeckender. Kaum Vorkommen im Wallis und Bündnerland.

Mitteleuropa: Frankreich (Südfankreich unsicher), Deutschland ausser ganz im Norden, weite Teile Österreichs, Poebene, Osteuropa bis in westliche Teile Russlands.

Das Verbreitungsgebiet ist mit dem des Teichfroschs fast identisch.

Gefährdung und Schutz

Die Kleinen Wasserfrösche sind eher gefährdet als die anderen Wasserfrösche. Die kann damit zusammenhängen, dass sie höhere Ansprüche an ihr Habitat stellen und von Umweltveränderungen stärker betroffen sind. Zudem sind sie wegen ihrer geringen Grösse durch den Seefrosch einem stärkeren Konkurrenzdruck ausgesetzt. Allerdings kommt dieser nur in wenigen Beständen vom Kleinen Wasserfrosch vor, da er etwas andere Ansprüche an seinen Lebensraum stellt. Trotzdem konnte sich der ausgesetzte Seefrosch in der Westschweiz in hohem Masse vor allem auf Kosten des Kleinen Wasserfroschs ausweiten. Die Ausbreitung des Seefroschs sollte eingedämmt und die Aussetzung weiterer Exemplare dieser Spezies unbedingt verhindert werden. Dies ist aber ein eher schwieriges Unterfangen. Es hat sich zudem gezeigt, dass Gewässer mit zunehmendem Alter an Attraktivität für die Kleinen Wasserfrösche verlieren. Dies ist vor allem auf die Zunahme von Fressfeinden (Prädatoren) zurückzuführen. Alte, stark bewachsene Tümpel sind sehr attraktiv für viele Molcharten wie etwa den Bergmolch. Da sich diese u.a. von den Kaulquappen der Wasserfrösche ernähren, werden die Nachkommen stark dezimiert. In Extremfällen kommen keine Wasserfrosch Kaulquappen mehr bis zur Metamorphose. Die Wasserfrösche wandern schliesslich ab, bzw. nutzen das Gewässer nur noch als Aufenthaltsgewässer. Ganz frische Tümpel werden hingegen von den Wasserfröschen auch nicht so gerne genommen. Als ein ideales Alter des Gewässers können etwa 5-10 Jahre angenommen werden. Danach sollte wieder ein jüngeres geeignetes Gewässer vorhanden sein, oder das alte komplett ausgeräumt werden. Daher ist es wichtig, der natürlichen Dynamik wieder mehr Raum zu geben oder dort wo es nicht möglich ist mit regelmässigen Pflegemassnahmen nachzuhelfen.

Die Schaffung neuer, auf den Kleinen Wasserfrosch zugeschnittener Lebensräume könnte diesem wieder Auftrieb geben. Er besiedelt neue Lebensräume relativ rasch und kann binnen kurzer Zeit grössere Populationen aufbauen.

Rote Listen

Schweiz: potentiell gefährdet (NT)
Deutschland: Gefährdung anzunehmen, aber Status unbekannt (G)
Österreich: stark gefährdet (2)

Literatur, Quellen